Ein Mann im Auftrag wechselnder Ideologien, an deren Ziele er sich nicht erinnert: Berthold Barluschke arbeitete als Agent für die Stasi, den Bundesnachrichtendienst (BND) und die CIA, später als Waffenschieber. Nun trennt sich seine Familie von ihm, Videoaufnahmen aus dem Familienarchiv lassen erahnen, warum. Es ist Thomas Heises wohl radikalster Film. Im selektiven Gedächtnis des professionellen Verstellungskünstlers Barluschke, dem mit dokumentarischen Mitteln nicht auf die Sprünge zu helfen ist, werden die hartnäckigen Verdrängungsmechanismen sichtbar, die in der gesamten deutsch-deutschen Erinnerungskultur (und nicht nur da) wirksam sind.…

Thomas Manns «Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull» blieben unvollendet. Der hybride Dokumentarfilm verknüpft die Entstehung des Romans mit der Lebensgeschichte des Nobelpreisträgers. Mit einer Mischung aus Filmdokumenten, Spielszenen und Passagen aus Tagebüchern und Romanen – gelesen von Thomas Mann – ergründet der Film die Doppelwelt des Autors und die persönliche Bedeutung des «homosexuellen Untergrunds» (Erika Mann) seines Werks. Zwischen Lübeck, Lissabon und Hollywood entfaltet sich die Geschichte von Manns Flucht vor dem Nationalsozialismus und seiner Rückkehr nach Europa.…

Assisi, 1211. Die 18-jährige Chiara flüchtet mit ihrer Freundin vor den Zwängen ihres wohlhabenden Elternhauses zum jungen Francesco ins Kloster. Schon bald gründet sie ihren eigenen Orden, kümmert sich um Kranke und Aussätzige und fordert vom Papst die gleichen Rechte wie ihre Brüder. «Chiara», der letzte Teil von Susanna Nicchiarellis mehrfach ausgezeichneter Frauen-Biopic-Trilogie, ist eine feministische Neuinterpretation der Geschichte der Heiligen Klara von Assisi und der Wunder, die sie vollbrachte.…

Monika Donner war Elitesoldatin, arbeitete im österreichischen Verteidigungsministerium, veröffentlichte verschwörungstheoretische Bücher, die von Rechtsaussen gefeiert wurden, und ist nun als Lebens- und Sozialberaterin tätig. In einer Collage aus dokumentarischen Szenen, Reenactments und Zeichentricksequenzen zeigt der Film Ausschnitte aus ihrem Leben als Einzelkämpferin zwischen den ideologischen Fronten und stellt so gleich zwei drängende Fragen: Wie ticken Rechtsalternative? Und wie ist ihnen zu begegnen?…

Gerhard Gundermann ist Liedermacher und Baggerfahrer im Braunkohlebergbau. Mit seinen sehr persönlich und authentisch wirkenden Songs avanciert er in den 1980er Jahren zu einem Idol vieler Menschen in der DDR und gerät immer wieder mit der Stasi in Konflikt, gerade weil er an den Kommunismus glaubt. Auch nach dem Fall der Mauer bleibt «Gundi» populär, sogar als sich herausstellt, dass er als Stasispitzel tätig war. Ein Biopic, Liebes- und Musikfilm gegen Schwarzweissdenken und für einen selbstkritischen Umgang mit der eigenen und allgemeinen Geschichte.…

Eduard oder «Eddy»? In Kirill Serebrennikovs Verfilmung des Bestsellers von Emmanuel Carrère verschwimmen Biografie und Autofiktion des russischen Schriftstellers Eduard «Limonov» Sawenko. Der selbsternannte Punkpoet emigrierte 1974 nicht ganz freiwillig aus der Sowjetunion nach New York, später nach Paris und kehrte nach der Wende als Nationalbolschewist nach Moskau zurück. Dem Film geht es weniger um biografische Fakten als um die narzisstischen Gewalt- und Allmachtsfantasien seines Protagonisten, in denen sich die Schrecken ankündigen, die nicht nur die Ukraine heute erlebt.…

Milisuthando Bongela wuchs während der Apartheid in der Transkei auf, dem ersten formal für unabhängig erklärten Homeland für Schwarze in Südafrika. Was Rassentrennung bedeutet und was sie angerichtet hat, erfuhr die Filmemacherin aber erst danach, als eines der ersten schwarzen Kinder an einer «gemischten» Schule im südafrikanischen East London. Gedanken, Gespräche, Rituale und bislang kaum gesichtetes Archivmaterial verweben Autobiografisches mit Historischem zu einer exemplarischen Geschichte über die Entstehung von Rassismus und seine weitreichenden Folgen.…

Es heisst, Maria Lassnig sei alterslos gewesen: Weise als junges Mädchen, übermütig als alte Frau. Das hybride Biopic von Anja Salomonowitz erzählt das «ganze» Leben der eigenwilligen österreichischen Malerin, vom begabten Mädchen bis zur grummeligen Greisin, poetisch, skurril und einfühlsam mit einer genialen Birgit Minichmayr in der Titelrolle. Ein Film über Einsamkeit, über ein geradezu körperliches Ringen um den eigenen Ausdruck und die ansteckende Härte einer von Männern dominierten Kunstwelt.…